Forschungsprojekte bis 2014

Tagungen bis 2014

König, Reich und Fürsten im Mittelalter. Abschlusstagung des Greifswalder Principes-Projekts

13. bis 15. Juni 2014 im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald

Das langfristig angelegte Greifswalder Forschungsprojekt "Principes", das sich mit dem sozialen Beziehungsnetz sowie der inneren Struktur und der Rangordnung der spätmittelalterlichen Reichsfürsten beschäftigt, hat mittlerweile die Habilitationsschriften von Cordula Nolte und Oliver Auge sowie mehrere Dissertationen, die zum Teil noch in Vorbereitung sind, angeregt. Im Jahr 2000 wurde vom Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften in Greifswald eine programmatische Tagung durchgeführt, deren 2002 erschienener Tagungsband mit dem Titel "Principes. Dynastien und Hofe im späten Mittelalter" weite Beachtung fand und findet. Die geplante Tagung soll das Principes-Projekt in Greifswald bilanzieren, zugleich aber den Blick für neue Frageansätze öffnen. So hat sich in den letzten Jahren nach dem "cultural turn" ein gewisser "political return" (Oliver Auge) gezeigt, der es ratsam erscheinen lässt, über die Fürsten hinaus den König und das Reich, d. h. weitere Gruppen neben den Fürsten (Ministerialen, Gelehrte, Städte) in den Blick zu nehmen und die Perspektive auf das gesamte Mittelalter auszudehnen.

Eine Fachtagung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald in Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Universität Kiel und dem Historischen Institut der Universität Greifswald, gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Essen), der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Fondation pour la protection du patrimoine culturel, historique et artisanal (Lausanne).

Tagungsbericht: König, Reich und Fürsten im Mittelalter. Abschlusstagung des Greifswalder Principes-Projekts, 13.06.2014 – 15.06.2014 Greifswald, in: H-Soz-Kult, 21.11.2014, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5642>.

Fürstliche Erbeinungen und Erbverbrüderungen im europäischen Vergleich (1300-1650)

15. bis 16. März 2012 im Konferenzraum der Universität Greifswald
Veranstalter: Dr. Mario Müller (TU Chemnitz), Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß (Universität Greifswald) und Dr. Uwe Tresp (Universität Potsdam)
gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung

Ziel der Tagung war es, die bisher von der historischen und rechtshistorischen Forschung vernachlässigten und kaum beachteten Vertragsformen Erbeinungen und Erbverbrüderungen; typische Vertragsformen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit; im Rahmen eines länderübergreifenden Austauschs anhand einer möglichst großen Anzahl von geschlossenen Verträgen exemplarisch zu erfassen, ihre Merkmale herauszuarbeiten und ihre Bedeutung für die europäische Verfassungsgeschichte herauszustellen. Dazu waren Referentinnen und Referenten sowie Moderatoren aus Deutschland, Österreich, Italien und Ungarn eingeladen.

Seit dem 13. Jahrhundert schlossen die deutschen Reichsfürsten zur Bewahrung des Friedens ERBEINUNGEN, komplexe Verträge, die zu wirkungsvollen Alternativen zur häufig wirkungslosen Landfriedensgebung des Kaisers ausreiften. In den Erbeinungen, die überwiegend von benachbarten Fürsten ins Werk gesetzt wurden, fanden u.a. Vereinbarungen zur Verfolgung von Straftätern, Sicherung der Handelswege und militärischen Hilfeleistungen Eingang. Aufgrund der grenzüberschreitenden Wirkung und der generationenübergreifenden Laufzeit (Erbeinungen wurden ohne zeitliche Befristung an die nachfolgenden Generationen «vererbt») nehmen sie in der Verfassungs- und Rechtsgeschichte einen hervorragenden Platz ein.

Erbeinungen konnten Bestandteil von ERBVERBRÜDERUNGEN sein. Mit diesen Erbverträgen wurden ganze Fürstentümer bzw. Herrschaftsgebiete nach dem Aussterben einer Dynastie an eine andere vererbt. Damit gingen mehrerer fürstlicher Häuser oder Linien eine einzigartige Bindung ein, die im Fall der Realisierung ein enormes politisches Machtpotenzial in sich bergen konnte. Die Vereinigung der Königreiche Ungarn und Böhmen sowie des Herzogtums Österreich unter habsburgischer Hoheit ist das prominenteste Ergebnis einer Erbverbrüderung.

Erbeinungen und Erbverbrüderungen zählten vom 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zu den wichtigsten Grundlagen der auswärtigen Politik und des inneren Territorialisierungsprozesses der deutschen Landesherrschaften.

 

Publikation:

Erbeinungen und Erbverbrüderungen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Generationsübergreifende Verträge und Strategien im europäischen Vergleich(Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte, Bd. 17)
Mario Müller, Karl-Heinz Spieß und Uwe Tresp (Hgg.),
Berlin 2014.
315 S., ISBN 978-3-86732-190-7.


Erbeinungen und Erbverbrüderungen gehören zu den wichtigsten Vertragsformen des späten Mittelalters. Erstere waren komplexe Bündnisverträge zwischen zumeist benachbarten Fürsten und Ländern, die ohne zeitliche Befristung an die nachfolgenden Generationen »vererbt« wurden. Bei letzteren hingegen handelte es sich um Erbverträge, mit denen sich mehrere fürstliche Häuser miteinander verbanden, um sich gegenseitig das Erbe ihrer Herrschaft beim Aussterben einer Seite zuzusichern. So wurden Erbverbrüderungen zum Beispiel zu einem Grundstein für den Aufstieg der Habsburger seit dem 14. Jahrhundert. Gemeinsam ist beiden Formen ihre grenzüberschreitende Wirkung und vor allem ihre bewusst generationsübergreifende Laufzeit. Vom 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts schufen sie wichtige Grundlagen für die auswärtige Politik und den Territorialisierungsprozess der deutschen Landesherrschaften. Sie lassen sich in ihrer Wirksamkeit zum Teil bis ins 19. Jahrhundert hinein verfolgen.

Renommierte Vertreter aus verschiedenen Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft und der Rechtsgeschichte unterziehen erstmals fürstliche Erbeinungen und Erbverbrü­derungen einer vergleichenden Analyse. Dabei wird sowohl nach der Ausformung und Wirksamkeit generationsübergreifender Verträge im Hinblick auf die Herrscher sowie die geistlichen und weltlichen Fürsten des Heiligen Römischen Reiches gefragt als auch nach vergleichbaren Vertragsformen in den europäischen Nachbarländern gesucht. Damit leistet der Band einen wichtigen Beitrag zur deutschen und europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.

Death at Court

12.-14.07.2010 in Greifswald
International Conference funded by the Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen,
and the German Research Foundation, Bonn

The conference Death at Court, held at the Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg (Greifswald) on 12-14 July 2010 on the initiative of the Greifswald medievalist Karl-Heinz Spieß (with financial support from the very same organisation as well as the Deutsche Forschungsgemeinschaft and the University of Greifswald), was only the most recent of a number of events organised by a rather informal group of scholars interested in global perspectives to court culture. At this stage, this informal group consists principally of scholars from the United States, Portugal, the Netherlands, and Germany. The history of the court culture group was outlined in Karl-Heinz Spieß’s and Pauline Yu’s introductions to the European and non-European sections of the conference respectively.

 

Publication
Death at Court, edited by Immo Warntjes and Karl-Heinz Spieß,
Wiesbaden 2012.
349 pages., ISBN: 978-3-447-06760-7

Death plays a significant role in any society. In fact, it often serves as a prime indicator of numerous cultural phenomena such as religious devotion and perceptions of the afterlife, commemorative strategies, community sense, family bonds, social hierarchies, and many others. This was even more so at medieval courts, where representation and symbolism were an integral part of everyday life. A comparison of approaches to death therefore sheds bright light on the difference of the underlying (courtly) societies. For this purpose, the present volume assembles twelve articles by scholars of English, French, German, Burgundian, Portuguese, Byzantine, Chinese, Indian, and Japanese court culture on various aspects of Death at court, ranging from narrative strategies to genres of texts, staging of funerals, dynastic considerations and succession, death of favourites, separate burial, the women's role, and deifications.