Exkursionen
Montag, 30.09.2024
Nachdem wir nachmittags in Halle angekommen sind, haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Stadt zu erkunden. Dies geschah in Form einer Stadttour. Diese Tour führte uns vom sogenannten Stadtgottesacker in die historische Innenstadt.
Aber zu Beginn erst einmal ein paar Worte zum Stadtgottesacker. Hier handelt es sich um einen historischen Friedhof, welcher ab 1557 errichtet wurde. Die Besonderheit des Friedhofes liegt in seiner Machart. Innerhalb der großen Mauern befinden sich sogenannte Schwibbögen, die kleine Gruften fungieren. Innerhalb dieser wurden die Toten damals in seichten Gräbern bestattet. Gleichzeitig zeigten die Bögen an, dass die dort bestatteten Menschen wohlhabend sein mussten, da diese Art der Bestattung mit hohen Kosten einherging.
Aber auch auf die konventionelle Art und Weise wurden Menschen auf diesem Friedhof beerdigt. Wobei auch hier ein gewisser Status der Bestatteten deutlich wurde, beispielsweise durch große Statuten oder aufwendige Verzierungen an den Gräbern und Grabsteinen.
Durch QR Codes auf Grabsteinen wurde man auf eine Webseite mit einem Text über die Verstorbenen geleitet. Neben Gräbern von der Völkerschlacht bei Leipzig war ein besonderes Grab das des August Hermann Francke. Es befindet sich innerhalb eines Bogens und besitzt Grabsteine, welche als zu öffnende Medaillons funktionieren, in denen sich Portraits der Verstorbenen befinden.
Im Anschluss verließen wir den Friedhof und begaben uns vorbei an der „Flamme der Revolution“ zum Landgericht. Hier lernten wir, dass es sich bei dem Gebäude um einen Stilmix handelt, der Gotik, Renaissance und Jugendstil miteinander verbindet.
Zudem ist die Fassade geschmückt mit Portraits von Rechtsgelehrten. Besonders in Erinnerung blieben dekorierte Fenstersimse, welche mit allerhand Tieren verziert waren.
Danach begaben wir uns auf den Marktplatz. Zwei der vier Türme der Marktkirche sind mit einer begehbaren Brücke verbunden. Dort lebte früher ein Glöckner mit Familie. Zusammen mit dem angrenzenden Roten Turm bilden die Kirchtürme die fünf Türme der Stadt Halle und sind so ein zentrales Wahrzeichen. Das Glockenspiel des Roten Turms spielt eine Melodie, die an Westminster angelehnt ist.
Dies bildete den Abschluss unserer Stadtführung.
Dienstag, 1.10.2024
Am zweiten Tag der Exkursion besuchten wir die Franckeschen Stiftungen.
Bei einer Führung über das Gelände der Franckeschen Stiftungen erklärte uns Dr. Grunewald, wie die Franckeschen Stiftungen im Jahr 1695 gegründet wurden. Zu dem Zeitpunkt waren viele Kinder in Halle verwaist und von Armut betroffen. Eine anonyme Spende von vier Talern und sechzehn Groschen, die der Theologe August Hermann Francke (1663‒1727) als “göttliches Zeichen” bewarb, bildete den Grundstein. Weitere Menschen spendeten, sodass Francke ein Waisenhaus zentral in der Stadt bauen und die
Waisenkinder mithilfe von Studenten unterrichten konnte. Nach und nach kaufte er auch Gebäude der umliegenden Freudenhäuser auf und schloss sie. Die Kinder in seinem Waisenhaus bekamen Essen. Da das Wasser der Anstalten nicht aus dem öffentlichen Wasserkreislauf stammte, sondern vor Ort aufbereitet wurde, blieb das Waisenhaus von der Pest in den Jahren 1681 bis 1683 in Halle verschont.
Wir sahen unter anderem den Eingang der Mensa, welche 1710 eingeweiht und seitdem ununterbrochen als solche genutzt wurde, und das ehemalige Back- und Brauhaus. Auf dem Weg zur Kulissenbibliothek sahen wir die ehemaligen Unterbringungen für Waisenjungen und Waisenmädchen sowie das “Lange Haus”. In diesem Fachwerkgebäude wohnten unter anderem angehende Hallesche Missionare und Studenten, die die Schüler und Schülerinnen der Stiftung unterrichteten. Heute dient es als Unterkunft für Stipendiaten und Stipendiatinnen. Gegenüber des Langen Hauses liegt das Bibliotheksgebäude mit der historischen Kulissenbibliothek und dem modernen Lesesaal.
Von dort aus ging es zurück in das Hauptgebäude, wo wir die Kunst- und Naturalienkammer besichtigten. Diese ist in zwei Bereiche unterteilt, in denen auf der einen Seite Naturalien und auf der anderen Seite von Menschen geschaffenen Gegenstände ausgestellt wurden. An den beiden Enden des Raumes stehen große Schränke („Zeigemöbel“), in welchen die Objekte thematisch sortiert präsentiert werden. Die Wunderkammer wurde 1736 bis 1741 von Gottfried August Gründler eingerichtet. Zu den Ausstellungsstücken gehören unter anderem ein großes ausgestopftes Krokodil, Alltagsgegenstände aus verschiedenen Regionen der Welt, zahlreiche Schriftstücke in verschiedenen Sprachen und ein großes Modell von Himmelskörpern. Im anschließenden Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Zaunstöck erfuhren wir, wie anhand der ausgestellten Objekte Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden kann.
Ein weiterer Bestandteil unseres Aufenthalts in den Stiftungen war eine zweigeteilte Seminareinheit. Durch die Bereitstellung von Literatur und Quellen hatten wir die Möglichkeit, tiefergehende Forschungen anzustellen und uns mit den Themen intensiv zu befassen.
Im ersten Teil, der sich mit der Frage beschäftigte, was die Dänisch-Hallesche Indienmission war, arbeiteten wir mit der von Frau Dr. Sünne Juterczenka vorbereiteten Literatur. Die einzelnen Gruppen konzentrierten sich jeweils auf die zeitlichen und räumlichen Aspekte der Mission, die beteiligten Akteurinnen und Akteure sowie den konkreten Verlauf der Mission.
Die Dänisch-Englisch-Hallesche Mission begann 1705, als eine Fregatte mit 52 Missionaren und 300 weiteren bewaffneten Männer nach Indien gesandt wurde. Sie kamen im Jahr 1706, über das Kap der Guten Hoffnung, in Tranquebar an. Die dänische Siedlung wurde dort im Jahr 1620 gegründet und als Handelsstützpunkt genutzt. Die Mission basierte auf den pietistischen Leitgedanken und verfolgte in erster Linie das Ziel, die tamilische Gottesvorstellung mit dem lutherischen Verständnis zu berichtigen.
Während Tranquebar früher ein Zentrum des Buchdrucks und der Wissenschaft war, ist das heutige Tharangambadi mit seinen rund 24.000 Einwohnern eher ländlich geprägt und wirtschaftlich und historisch in Vergessenheit geraten. Von der ehemaligen Siedlung sind hauptsächlich Festungen und alte Gebäude geblieben. Allerdings tragen die Schulen und
Internate immer noch die Namen von deutschen Missionaren. Der Glaube ist mittlerweile christlich und muslimisch geprägt. Zur Zeit der Mission behielt die Mehrheit der Einwohner jedoch ihren hinduistischen Glauben.
Um mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt zu treten, übersetzte Bartholomäus Ziegenbalg das Alte Testament ins Tamilische. Er erlernte die Sprache und veröffentlichte die Übersetzung in zwei Bänden in den Jahren 1723 und 1726.
Im zweiten Teil der Seminareinheit beschäftigten wir uns mit der Frage, inwiefern die Missionierung auch eine Form der Interaktion darstellte. Dazu nutzten wir gedruckte Quellen aus der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen, von denen einige aus den Jahren 1706, 1720 und 1731 stammten. Aus einem Zwischenbericht erfuhren wir, dass zwischen 1706 und 1731 insgesamt 1.840 Personen getauft wurden. Zudem waren viele Einheimische in der Mission tätig, beispielsweise als Köchinnen und Köche oder auch in der Druckerei.
Die Missionare Ziegenbalg und Pluetscho schrieben im Jahr 1706 einen gemeinsamen Bericht mit dem Titel „Merckwuerdige Nachricht von einer Reise nach Ost-Indien“. Er gilt als einer der ersten Reiseberichte, der für die Öffentlichkeit gedacht wurde. Dieser scheint die Mission legitimieren und bewerben zu wollen und ist daher nicht zwingend realistisch.
Nachdem wir unsere Ergebnisse in den Gruppen gesammelt und uns intensiv mit den historischen Druckwerken beschäftigt hatten, bot sich uns die Gelegenheit, mit Herrn Reinhardt, M.A. ins Gespräch zu kommen. In seiner Präsentation stellte Herr Reinhardt seine Doktorarbeit vor, die sich mit den Handlungsspielräumen indigener Mitarbeiter der Dänisch-Halleschen Mission im kolonialen Kontext befasst. Er gab uns wertvolle Einblicke in die Arbeit mit alten Briefen und Tagebüchern, die Suche nach Archivquellen und teilte hilfreiche Tipps im Umgang mit historischen Dokumenten. Wir erfuhren, welche geschichtswissenschaftlichen Lücken es in dem Themenbereich noch gibt und welche Herausforderungen die Archivarbeit in anderen Regionen mit sich bringen kann.
Einige von uns haben die Jahresausstellung „Total Real: Die Entdeckung der Anschaulichkeit“ besucht. Sie gibt Einblick in das pädagogische Konzept der Stiftungen zur Zeit ihrer Gründung.
Die Exkursion findet im Rahmen meines Seminars „Zwischen Aufstieg und Niederlage: Brandenburg-Preußen (1648–1806)” statt.
Die Anreise erfolgt am 17. Juli 2024. 15 Übernachtungsplätze sind in der Jugendherberge Berlin-Wannsee reserviert. Es können jedoch noch 5 weitere Studierende an der Exkursion teilnehmen. Diese müssten sich dann aber eigenständig um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern.
Am 18. Juli findet vormittags eine Stadtführung durch das Zentrum statt (u. a. Stadtschloss, Garnisonkirche, Nikolaikirche), am Nachmittag geht es durch den Park von Sanssouci zum Neuen Palais, wo uns der Kastellan das Schloss vorstellen wird.
Am nächsten Tag besichtigen wir das Marmorpalais im Neuen Garten, anschließend führt uns der Kastellan von Schloss Cecilienhof durch die Anlage, dazu gehört auch die sonst nicht zugängliche Kronprinzenwohnung.
An den Führungen können 20 Personen teilnehmen.
An- und Abreise erfolgen individuell.
Die Kosten (Unterkunft, Führungen, Eintrittsgelder) betragen – je nach Förderung durch die Universität – voraussichtlich € 50–60.
Geplant ist der Besuch der Herzog August Bibliothek (inkl. Führung und ein Gespräch mit dem Direktor). Am 5. September findet dort eine vier- bis sechsstündige Seminareinheit mit frühneuzeitlichen Drucken statt.
Vom 31. Mai bis 3. Juni 2023 findet die von Herrn Fried organisierte Exkursion nach Thüringen (Rudolstadt, Arnstadt, Weimar) im Rahmen des Seminars "Fürstliche Dynastien und ihre Residenzen in der Frühen Neuzeit" statt.
Vom 14. bis 15. Juli 2022 fand die von Herrn Fried organisierte Exkursion im Rahmen des Seminar "König Friedrich II. von Preußen" statt.