Sex, Gender, and Health
Part 1: Prevention
Winter Term 2024/25 "Series of Talks for Early Career Researchers, Graduate Academy"
Seit den 1970er Jahren hat sich die feministische Wissenschaftsforschung kritisch mit binarisierten Konzepten und der androzentristischen Ausrichtung in den Forschungen zu geschlechtlicher Differenz in den Lebenswissenschaften auseinandergesetzt. In den letzten Jahren wurde aus den Biowissenschaften selbst heraus die Notwendigkeit aufgezeigt, die Modelle zu Beschreibung geschlechtliche Differenz zu revidieren. Vor dem Hintergrund aktueller Forschungen zu geschlechtsbezogenen Variablen haben diese Debatte Frage angestoßen, wie Geschlecht in den Biowissenschaften konzeptualisiert und definiert werden soll.
Mit dem Konzept des „Sexcontextualisms“ hatte Sarah Richardson eine kontextualistische Darstellung von Geschlecht vorgeschlagen (Richardson 2022). Claire Ainsworth sprach von einer Neudefinition des geschlechtlichen Körpers (Ainsworth 2015). Wie aber zeichnen sich diese Debatten in den Darstellungsweisen und Repräsentationen des geschlechtlichen Körpers ab? Wie verändern die Konzepte und Modelle zur Beschreibung biologischer Prozesse die konkrete Wissenspraxis selbst und vor welchen Herausforderungen stehen interdisziplinäre Ansätze, die sex- und gender-bezogene Perspektiven an der Schnittstelle von Geistes- und Lebenswissenschaften berücksichtigen?
Der Beitrag gibt Einblicke in die kollaborative Forschungspraxis zwischen Kulturwissenschaften und Molekularbiologie. Adressiert werden die Dynamiken und Herausforderungen einer epistemischen Zusammenarbeit, die im Spannungsbereich von Empirie und Theorie, Materialität und Diskurs den Dialog praktiziert.
Nadine Hornig ist Molekularbiologin am Institut für Humangenetik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel tätig. Sie leitet dort die Arbeitsgruppe „Sex Development“. In dem an der Universität zu Lübeck angesiedelten Sonderforschungsbereich „Sexdiversity“ leitet sie gemeinsam mit Franz-Josef Müller das Teilprojekt „Programmierung transkriptioneller Identität durch Östrogene und Androgene in sich entwickelnden menschlichen Gehirnzellen“.
Birgit Stammberger ist Kulturwissenschaftlerin und am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck tätigt. Sie koordiniert das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL). In dem Sonderforschungsbereich „Sex diversity“ leitet sie gemeinsam mit Heiko Stoff das Teilprojekt „Bringing Gender into Science and Back!“.