Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung “Mobilität”
Es gibt wohl kaum eine Familie in Mecklenburg-Vorpommern, in der nicht ein oder mehrere Personen erst nach 1945 als Flüchtlinge oder Vertriebene nach 1945 aus Pommern, Schlesien, der Slowakei oder aus den Böhmischen Ländern zugewandert sind. In den Ortschaften in Mecklenburg-Vorpommern führte diese massive Zuwanderung zu einer äußerst komplexen Mischung von Dialekten und Umgangssprachen der verschiedensten Herkunft. Wie arrangierten sich die Bevölkerungsgruppen mit dieser großen Sprachenvielfalt, wie entwickelte sich die Sprache der Region über die Nachkriegsjahrzehnte weiter? Der Vortrag geht dieser Frage anhand von vielen Zeitzeugeninterviews aus Rostock und Umgebung nach. Ein überraschendes Ergebnis dieser Untersuchungen ist, dass die Angehörigen der Vertriebenenfamilien heute in ihrer alltäglichen Umgangssprache vielfach ‚mecklenburgischer‘ sprechen als die alteingesessenen Mecklenburger derselben Altersstufe. Die sprachliche Anpassung an den regionalen Sprachgebrauch war für viele Zugewanderten ein Weg, in ihrem neuen Lebensumfeld ‚anzukommen‘.
Klaas-Hinrich Ehlers ist Privatdozent für germanistische Sprachwissenschat an der Freien Universität Berlin und Mitarbeiter in der Arbeitsstelle „Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern“ an der Universität Rostock. Für seine Forschungen zum Niederdeutschen sind ihm 2018 der Johannes-Sass-Preis der Bad Bevensen Tagung und 2022 der Fritz-Reuter-Preis der Carl Toepfer Stiftung verliehen worden. Der Vortrag präsentiert Teilergebnisse aus seiner zweibändigen „Geschichte der mecklenburgischen Regionalsprache seit dem Zweiten Weltkrieg“ (2018, 2022) vor.
Der Runde Tisch Landesgeschichte hat 2025 zum Themenjahr „Mobilität“ ausgerufen. Zahlreiche Institutionen, Museen und Vereine aus dem ganzen Land beteiligen sich mit Ausstellungen, Präsentationen und Veranstaltungen.
An den Universitäten Greifswald und Rostock findet eine gemeinsame Ringvorlesung über den Einfluss von Mobilität auf das Land und die jeweilige Gesellschaft statt.
Ort: Hörsaal 1, Rubenowstr. 1, Universität Greifswald