Forschungsprojekte

Kurzbeschreibung der Projekte der einzelnen Mitarbeitenden

Bettelorden und Herrschaft. Dominikaner und Franziskaner in der Krone Aragon in der Regierungszeit Alfons‘ IV. und Eleonores von Kastilien (1327­–1336)

In meinem Ordens- und Herrschaftsgeschichte verbindenden Dissertationsprojekt frage ich nach der Rolle der Bettelorden in der Herrschaftsorganisation der Krone Aragon unter König Alfons IV. und seiner Gemahlin Eleonore von Kastilien (1327–1336). Auch die Übergänge der Herrschaft von seinem Vater Jakob II. und zu seinem Sohn Peter IV. finden Eingang in die Untersuchung. Die Franziskaner- und Klarissennähe des aragonesischen Königshauses stand schön häufiger im Fokus der Forschung, vor allem in Bezug auf Fragen persönlicher Frömmigkeit. Der politischen Rolle von Ordensmitgliedern wurde bisher eher weniger Aufmerksamkeit zuteil, gleiches gilt für die anderen Bettelorden und insbesondere die Dominikaner. Im Zentrum meiner Arbeit stehen die Wechselbeziehungen zwischen dem Königshof und den verschiedenen Ebenen der Bettelordenshierarchie, vom Gesamtorden bis zum einzelnen Bruder bzw. der einzelnen Schwester. Ein besonderer Fokus liegt auf den Tätigkeiten der Brüder am Königshof, wo diese u. a. als Berater, Diplomaten und Beichtväter in Erscheinung traten. Als Quellengrundlage dienen zum einen die ihrem Umfang einmaligen Register der königlichen Kanzlei im Kronarchiv in Barcelona und zum anderen die Akten der General- und Provinzialkapitel der Bettelorden sowie exemplarisch einige Konventsarchive.

Bearbeiter: Robert Friedrich (E-Mail)

Nonne und Dämon im 12. und 13. Jahrhundert ­­– Das Erbe der Wüstenväter zwischen Widerstand und Anpassung

Seinen Ursprung hatte der Kampf zwischen Mönchen und Dämonen bereits im 4. Jahrhundert mit der Entstehung des Mönchtums. Als Zeugnis dieses Kampfes und darüber hinaus als Leitbild für die mittelalterlichen Orden dienten die Vitae patrum – die sogenannte Wüstenväterliteratur – und allen voran die Vita des heiligen Antonius († 356). Die rege Rezeption dieser Werke, die sich über das gesamte Mittelalter bis hinein in die Frühe Neuzeit fortsetzte, sorgte zudem für das erhöhte Aufkommen von dämonischen Darstellungen in verschiedenen Genres der mittelalterlichen Kunst und Literatur, wie der Hagiographie, der Mirakelbücher oder der Visionsberichte. Diese Entwicklung verlief parallel zur allgemein wachsenden Furcht vor Dämonen im Hoch- und Spätmittelalter.

Mein Dissertationsprojekt untersucht ein in den knapp skizzierten Zusammenhängen bisher kaum berücksichtigtes Themenfeld: In welchen Klöstern gibt es ähnliche Überlieferungsstränge für die Viten der Frauen, namentlich der heiligen Paula († 404), Pelagia († um 306), Thais († 4. Jh.), Maria von Ägypten († um 421), Marina († um 305) und Euphrosyne († um 470), die unbestreitbar Teil des Komplexes der Wüstenväterliteratur waren? Wie gestaltet sich darauf aufbau-end das (Selbst)Verständnis von Nonnen aus mittelalterlichen Orden in der Auseinandersetzung mit Dämonen? Entwickelten die Frauenorden sogar eine gänzlich eigene Dämonologie? Den Kern der Untersuchung sollen die Werke Verfasserinnen bilden, um von reinen Fremddarstellungen prominenter Verfasser abzurücken. Wurden Nonnen innerhalb der Überlieferung häufiger Opfer von dämonischen Übergriffen als Mönche und wie konträr verhielt sich ihre eigene Vorstellung zu der ihnen zugewiesenen Rolle? Untersuchungsgegenstand sollen vornehmlich die Zisterzienserinnen sowie die Benediktinerinnen sein. Hier bietet sich angesichts der Klöster Sonnenkamp, Dobbertin, Rehna, Rühn, Verchen, Zarrentin, Wanzka und Ivenack zudem ein regionalgeschichtlicher Zugang an.

Bearbeiterin: Miriam Peuker (E-Mail)

Städtische Heraldik um 1900. Stadtwappenpostkarten von Oscar Herbst als nahezu unbekannte Quelle zur Kommunalheraldik im Deutschen Kaiserreich
Wappenpostkarte der Stadt Spandau, gestempelt 3.09.1900 ebenda (Archiv Werlich)

Beschäftigt man sich mit kommunaler, insbesondere städtischer Heraldik in Deutschland, kommt man an dem großen Ortswappenwerk von Otto Hupp nicht vorbei. 1894-1912 veröffentlichte dieser vier Hefte der zunächst als Buchreihe geplanten Publikation. 1913-1918 und – unterbrochen durch den 1. Weltkrieg – 1926-1938 erschienen die von ihm gezeichneten Ortswappen dann als Werbemarken in der alten und neuen Kaffee HAG Reihe, womit sie eine sehr viel größere Breitenwirkung erzielten. Jedem einschlägig Interessierten sind der Name Otto Hupp und seine Stadtwappendarstellungen daher ein Begriff.

Auch in heraldisch interessierten Kreisen hingegen nahezu unbekannt ist der Name Oscar Herbst. Seit 1898 bemühte sich dieser in Charlottenburg ansässige Kaufmann nach eigenem Bekunden, ein Postkartenwerk mit den Wappen der Städte Deutschlands herauszugeben. Anders als bei Otto Hupp, der als praktischer und theoretischer Heraldiker aktiv war, zeichnete Oscar Herbst die Wappen nicht selbst und verfolgte mit seinem Vorhaben wohl vornehmlich ein wirtschaftliches Interesse, was eine Affinität zu den Wappen natürlich keineswegs ausschließt. Jedenfalls sah er in der in jener Zeit boomenden Postkartenproduktion und einem allgemeinen Interesse an Stadtwappen offenbar ein erfolgversprechendes Geschäftsfeld. Während Otto Hupp sich auf die Darstellung des Wappenschildes beschränkte und den historischen Siegeln große Beachtung schenkte, zeigte Oscar Herbst diesen mit Oberwappen, entsprechend der allgemeinen von höchster Stelle gutgeheißenen Konvention zumeist mit Mauerkrone. Seine Darstellungen fußen auf Aussagen der städtischen Magistrate, die er anschrieb und um Auskunft zum aktuell geführten Stadtwappen bat. Lokale Besonderheiten, wie spezielle Oberwappen oder auch Schildhalter, auf die die Städte Wert legten, fanden, anders als bei Otto Hupp, auch auf seinen Postkarten ihren Niederschlag. Zudem weichen seine Darstellungen in einigen Fällen von denen Otto Hupps ab. Die Wappenpostkarten von Oscar Herbst bieten daher eine für viele Regionen einmalige Möglichkeit, die Wappendarstellungen von Otto Hupp zu verifizieren und ggf. zu hinterfragen. Ziel des Projektes ist es, möglichst viele dieser Wappenpostkarten zu ermitteln und diese Quelle der Forschung bekannt zu machen. Zu diesem Zwecke werden seit 2018 Beiträge in einschlägigen heraldischen und regionalgeschichtlichen Publikationen veröffentlicht, die sich im Publikationsverzeichnis finden. Wenn es das zur Verfügung stehende Material sinnvoll erscheinen läßt, könnte auch an eine Edition gedacht werden.

Jegliche Hinweise auf Postkarten von Oscar Herbst sind dem Bearbeiter sehr willkommen!

Bearbeiter: Ralf-Gunnar Werlich (E-Mail)