Jan Mittenzwei

Zwischen Region und Regime. Die NSDAP in Pommern, 1922-1945

Die Arbeit geht von der Annahme aus, dass der politische Erfolg der NSDAP während der Weimarer Republik bereits wesentlich in der regionalisierten Arbeitsweise der Parteigaue begründet war und anschließend organisatorisch in die Regimephase übernommen wurde. Die Fortsetzung der regionalen Organisationsstruktur der „Kampfzeit“ wurde nach 1933 zu einem entscheidenden Instrument für die Transformation und fortschreitende Radikalisierung des NS-Staates. Von wesentlicher Bedeutung für diese Arbeitsweise waren hierbei verschiedene institutionelle Kommunikations- und Koordinationsforen, in deren Zentrum die Gauleiter-Tagungen standen. Dort wurden die grundsätzlichen Entscheidungen der NS-Führung nachverhandelt und in regionale Politik übersetzt. Das vorliegende Projekt geht somit davon aus, dass die NS-Gaue mehr als nur Befehlsempfänger zentraler Behörden waren und fragt, in welchem Umfang die regionalen Parteiinstanzen eigene – politisch-administrativ abgesicherte - Spielräume für individuelle Entscheidungen besaßen. Untersucht wird, welche staatlichen Kompetenzen sich die pommersche NSDAP – vertreten durch Gauleiter, Gau- und Kreisleitung – in der inneren Verwaltung sowie in den Bereichen der Gesundheitsfürsorge und Volkswohlfahrt, Bildung und Wissenschaft, Wirtschaft und Justiz aneignen konnte. Darüber hinaus wird die Beteiligung und Initiative der pommerschen NSDAP bei den nationalsozialistischen Großverbrechen, insbesondere in Hinblick auf die Morde an den psychisch Kranken und geistig Behinderten in der Provinz sowie bei der Deportation und Ermordung der pommerschen Juden analysiert. Schließlich wird erörtert, inwiefern wir in Bezug auf den Gau Pommern von einer neuen NS-spezifischen Staatlichkeit sprechen können.

jan.mittenzweigooglemailcom