Forschung

Laufende Projekte

Kulturelle Übersetzung als transoceanic encounter

Kulturelle Übersetzung als transoceanic encounter

Mission und Philanthropie im Atlantikraum der Frühen Neuzeit

Prof. Dr. Sünne Juterczenka

Dieses Projekt untersucht den Nexus zwischen religiös motivierten Unternehmungen und interkulturellen Begegnungen im Kontext des britischen Empire. Seit dem 17. Jahrhundert wurden die atlantischen Kolonien als „religiöse Pflanzstätten“ konzipiert. Nonkonformistische religiöse Gruppen wie Puritaner und Quäker, später auch kontinentaleuropäische Lutheraner und Gruppen aus dem pietistischen Spektrum, die auf der Suche nach Missionsgebieten und/oder auf der Flucht vor Verfolgung dorthin migrierten, waren maßgeblich an der politischen, sozialen und kulturellen Gestaltung dieser Kolonien beteiligt. Motiviert durch ihre religiösen Überzeugungen und zum Teil durch die Erfahrung von Unterdrückung und Marginalisierung entwickelten einige dieser Gemeinschaften charakteristische humanitäre Anliegen wie die Abschaffung der Sklaverei, Armenfürsorge und Schulbildung. Ihre missionarischen oder philanthropischen Aktivitäten richteten sich häufig speziell an die indigene Bevölkerung und an versklavte Menschen. Das Projekt gründet auf der Erkenntnis, dass Mission kein unidirektionaler Prozess ist, sowie auf der aktuellen kritischen Neubewertung von Humanitarismus und Philanthropie. Es beleuchtet Missionar*innen als broker oder go-betweens, beispielsweise in sprachlicher, religiöser und politischer Hinsicht. Es fragt einerseits nach den Handlungsspielräumen, in denen sie sich bewegten, wenn sie sich auf Ideale wie spirituelle Egalität beriefen, gleichzeitig aber auf ihre Verbindungen nach Europa angewiesen blieben. Zum anderen fragt es danach, wie Missionare, die sich mit solchen Idealen und den damit verbundenen kulturellen Hierarchien konfrontiert sahen, kooperierten oder sich widersetzten und die Sichtweise der Missionare beeinflussten. Mission und Philanthropie führten zu kulturellen Verflechtungen und Transfers, aber auch zu (struktureller) Gewalt und langfristig zur Etablierung, Legitimierung und Stabilisierung von Ungleichheiten bis in die Gegenwart. Diesen Ambivalenzen geht das Projekt nach.

Die Verfolgung der sogenannten „Zigeuner“ in den Territorien des Fränkischen Reichskreises im 17. und 18. Jahrhundert

Die Verfolgung der sogenannten „Zigeuner“ in den Territorien des Fränkischen Reichskreises im 17. und 18. Jahrhundert

Eine mehrperspektivische Untersuchung auf der Grundlage archivalischen Quellenmaterials

Eric Salomon, M.A.

Das Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit einem bisher verhältnismäßig wenig erforschten Subjekt der Geschichte der Frühen Neuzeit, der Geschichte des Antiziganismus und der Verfolgung der unter dem pejorativen Begriff „Zigeuner“ gefassten Menschen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation in der Frühen Neuzeit.
Zum Themenkomplex des Antiziganismus und insbesondere zur jüngeren Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland und Europa liegt bereits eine große Anzahl an wissenschaftlichen Arbeiten vor; wozu insbesondere die Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma und das Bedürfnis nach der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und des als Porajmos bekannt gewordenen Völkermordes an den europäischen Roma Anlass gegeben hatten. Diese Verbrechen und auch der antiziganistische Rassismus des 19. und 20. Jahrhunderts haben jedoch eine lange Vorgeschichte.
Die Geschichte der Sinti und anderer als „Zigeuner“ bezeichneter Menschen im deutschsprachigen Raum begann im frühen 15. Jahrhundert. Seit dem Reichstag zu Freiburg 1497 galten „Zigeuner“ im gesamten Reich faktisch als vogelfrei und waren immer wieder Ausgrenzung, Kriminalisierung und vor allem im 17. und 18. Jahrhundert offener, oft gewaltsamer staatlicher Verfolgung ausgesetzt. Diese Periode ist im deutschsprachigen Raum noch immer nur lückenhaft aufgearbeitet. Für die meisten Regionen des Alten Reiches gibt es noch keine Aufarbeitung der meist umfangreichen archivalischen Bestände oder Studien zur Verfolgungsgeschichte, den Lebensumständen der Verfolgten selbst und ihren Beziehungen zur Mehrheitsgesellschaft oder auch der Handlungs – und Integrationsmöglichkeiten der Minderheit innerhalb des entstehenden Territorialstaates.
Eine der Regionen, für die eine solche Aufarbeitung noch aussteht, ist das Gebiet des frühneuzeitlichen Franken, eine Region im Herzen des Alten Reiches, in dessen Landesgeschichte sich die Beschäftigung mit dem Themenkomplex Antiziganismus noch in den Anfängen befindet.
Ziel der Arbeit ist eine erste Aufarbeitung der frühneuzeitlichen Geschichte der als „Zigeuner“ bezeichneten Menschen in Franken und benachbarten Gebieten mit besonderem Schwerpunkt auf die Verfolgung und ihre Durchführung, das sich entwickelnde „Zigeunerbild“ der Mehrheitsgesellschaft sowie der Beziehungen zwischen Minderheit und Mehrheitsgesellschaft und der Frage nach den Handlungsmöglichkeiten der Verfolgten. Die Arbeit basiert dabei primär auf der Auswertung umfangreichen Materials aus den bayerischen Staatsarchiven in Bamberg, Würzburg, Nürnberg und Amberg.

Geprägter Ruhm

Geprägter Ruhm

Die Medaillen Ludwigs XIV. der séries uniformes

Die Medaille: Das Schloss von Versailles 1680 – das geprägte Stück in Bronze
Die Medaille: Das Schloss von Versailles 1680 – das geprägte Stück in Bronze
Die Medaille: Das Schloss von Versailles 1680 – das Stück im Druckwerk von 1702
Die Medaille: Das Schloss von Versailles 1680 – der Stempel

Prof. Dr. Torsten Fried und Prof. Dr. Mark Hengerer (LMU München)

König Ludwig XIV. von Frankreich (1638–1715) verkörpert wie kein anderer Herrscher den Absolutismus mit einer unvergleichlichen Entfaltung aller Künste. Als Symbol seiner Macht steht zweifellos das Schloss Versailles, aber auch andere Möglichkeiten der Kunstproduktion stellte er in den Dienst seiner Herrschaftsrepräsentation. So ließ er über 300 Medaillen prägen, die von seinen Taten künden sollten. Aber nicht nur die Stücke selbst dienten als Mittel seiner Selbstdarstellung, sondern auch deren Wiedergabe in opulent ausgestatteten Büchern. So sorgten gerade die Bände der „Histoire métallique“ dafür, dass die Medaillen weite Verbreitung fanden.

Im Zentrum des Projekts steht die Beschreibung und Deutung aller von König Ludwig XIV. herausgegebenen Medaillen. Sie gehören zu den sogenannten séries uniformes, denen die offizielle Akademie der Inschriften eine einheitliche Gestalt gab. Zugespitzt lautet die Frage: Wie wurde das inhaltliche Konzept bildkünstlerisch umgesetzt? Dabei erweisen sich die Medaillen als eine herausragende historische Quelle, um das Wechselspiel zwischen Propaganda und Wirklichkeit aufzuzeigen. Im Zuge der Forschungsarbeit stellte sich heraus, dass die Stücke und die Druckwerke immer wieder modifiziert wurden. Deshalb erhöhte sich der zu berücksichtigende Medaillenbestand um ein Vielfaches. Außerdem konnten die Stempel und die dazugehörigen Punzen ermittelt werden. Das zweibändige Werk wird bei einem Umfang von ca. 800 Seiten über 2000 Abbildungen bieten; hinzu treten umfassende Erläuterungstexte. Die Einordnung der Medaillen in den historischen Kontext schafft die Möglichkeit, die französische Geschichte des 17. Jahrhunderts mit all ihren europäischen Bezügen erlebbar zu machen. Seien es Kriegszüge, Friedensschlüsse, koloniale Unternehmungen, Bauten (Versailles), der Kampf gegen die Hugenotten, wissenschaftliche Ereignisse, dynastische Ereignisse – die Bandbreite der Anlässe für Medaillenprägungen Ludwigs XIV. war immens.

Die Fülle des Quellenmaterials kann nur im Rahmen eines Forschungsverbundes bearbeitet werden. Deshalb fanden sich drei Institutionen zusammen, um das anspruchsvolle Ziel zu erreichen: die Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem Münzkabinett (Prof. Dr. Torsten Fried, Lehrbeauftragter am Historischen Institut der Universität Greifswald), die Professur für Westeuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Ludwig- Maximilians-Universität München (Prof. Mark Hengerer) und die Staatliche Münzsammlung München. Außerdem erfolgt ein intensiver Austausch mit weiteren Partnern: mit dem Münzkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha, dem Institut de France, der Münzprägeanstalt in Paris (Monnaie de Paris) und dem Pariser Münzkabinett (Département des Monnaies, médailles et antiques). Um das Material so vollständig wie möglich zu erfassen, wurden darüber hinaus Münzsammlungen im In- und Ausland besucht (u. a. Berlin, Dresden, Karlsruhe, Bologna, Kopenhagen, London, Mailand, Turin, Wien). Die Fertigstellung des Buches ist für den Herbst 2025 vorgesehen. Um die Öffentlichkeit für das Forschungsvorhaben zu gewinnen, ist eine Sonderausstellung geplant. Diese soll in der Münchner Residenz (ab Frühjahr 2026) und im Staatlichen Museum Schwerin (ab Frühjahr 2027) gezeigt werden.