Umstrittene Zentren: Konstruktion und Wandel sozio-kultureller Identitäten in der indischen Region Orissa

Missionare in Indien – Feldstudien bei den Adivasi in den Bergen von Jeypore

Eine Region, in der sich wie hier Kulturen, Sprachen, Religionen begegnen, ist der indische Bundesstaat Orissa am Golf von Bengalen. Orissa bildet seit Jahrtausenden mit seinen undurchdringlichen Bergwäldern ein natürliches Hindernis zwischen den indo-europäischen Kulturen des Nordens und der dravidischen Sprachfamilie des Südens. Dieser schwierige Zugang bewirkte, daß sich hier bis heute bei den Adivasi, den indigenen Stämmen, Traditionen erhielten, die anderswo längst verschwunden sind und durch Kollisionen mit dem vorherrschenden Hinduismus und dem Christentum in Indien immer wieder für Schlagzeilen sorgen. Ein Dualismus zwischen Machtzentren hinduistischer Kultur an der Küste und tribalen Rückzugsgebieten in den Bergen macht Orissa zu einem dankbaren Forschungsprojekt über Fremdwahrnehmung, Integration und kultureller Abgrenzung.

Das hinduistische Zentrum gilt seit den 1970er Jahren als gut erforscht; die tribale Kultur liegt noch sehr im Dunkeln. Dem widmet sich seit 1999 das DFG-Schwerpunktprogramm „Umstrittene Zentren: Konstruktion und Wandel sozio-kultureller Identitäten in der indischen Region Orissa“ unter Leitung des ausgewiesenen Orissa- Kenners Prof. Dr. Hermánn Kulke (Universität Kiel). Wir vom Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neuzeit sind mit einem Teilprojekt beteiligt, den umweltgeschichtlichen und kulturellen Wandel im ehemaligen Fürstentum Jeypore in Südorissa zu erforschen. Es beheimatet zahlreiche tribale Ethnien, die sich teilweise jeglicher Hinduisierung oder Christianisierung widersetzen konnten. oberes Foto: Unser scheinbar magischer Begriff „Ostseeraumbezug“ bedarf eines Persepktivenwechsel: das Huhn im Dorf der Adivasi könnte aus Pommern stammen, die glühende Sonne sicher nicht“ unteres Foto: Noch zu zarte Kinderhände für die hölzernen Pflüge, die an einer Lehmhütte lehnen.

Wir untersuchten quellenhistorisch die tribale Bevölkerung anhand der Dokumente der seit den 1880er Jahren in Orissa wirkenden schleswig-holsteinischen Missionare aus Breklum und verglichen die Ergebnisse in Feldstudien.

Projektbeschreibung "Umstrittene Zentren" als PDF-Download